Ein kurzer Blick auf die Geschichte der Baur´schen Stiftung

Die Geschichte der Baur’sche Stiftung begann im 19. Jahrhundert mit der Gründung der ersten beiden sogenannten Warteschulen. Hier wurden zwei- bis sechsjährige Kinder betreut, deren Eltern tagsüber arbeiten mussten oder erkrankt waren. Die Kinder wurden in den Warteschulen beaufsichtigt und verköstigt. Wenn man so will, kann man in diesen Einrichtungen die Vorläufer der heutigen Ganztagsbetreuung sehen.

Warteschulen und Rettungshaus

Die erste Warteschule entstand in der Kleinen Freiheit im heutigen St. Pauli. Da sie der starken Nachfrage kaum nachkommen konnte, entstanden im Laufe der Zeit weitere Einrichtungen. 1867 wurde auf dem Grundstück der heutigen Thedestraße 39 das heute noch bestehende Stiftungsgebäude errichtet. Hier konnten 200 Kinder betreut werden. Weitere Standorte befanden sich unter anderem in der Ottenser Rothestraße sowie am Stintfang.

1870 eröffnete die Baur’sche Stiftung ein sogenanntes Rettungshaus in der Catharinenstraße. Diese Einrichtung orientierte sich an den von Hinrich Wichern konzipierten Erziehungsheimen für „verwahrloste“ Jugendliche. Der Standort wechselte mehrfach, zuletzt gab es eine Einrichtung in Bahrenfeld am heutigen Osdorfer Weg.

Frische Luft in Erholungsgärten

Vor dem Hintergrund der schlechten Wohnbedingungen der Familien und der vermehrt auftretenden Erkrankungen entstanden an den Einrichtungen „Erholungsgärten“. Die Kinder erhielten so die Möglichkeit, sich an der frischen Luft aufzuhalten und dort betreut zu werden. Dieses Konzept spiegelt sich bis heute in der Gestaltung des Doppel-Grundstücks Thedestraße 39 und Virchowstraße 50. Hier befindet sich nach wie vor die offene „Pausenhalle“ für den geschützten Aufenthalt im Freien.

Die Art und Weise der Betreuung von Kindern und Jugendlichen veränderte sich im Laufe der Zeit und spiegelte auch stets den jeweiligen Zeitgeist. Die Methodik des einstigen Umgangs mit den „Zöglingen“ entspricht naturgemäß nicht mehr dem heutigen pädagogischen Selbstverständnis.

Verluste in den 20er Jahren und Neustart nach 1945

Die beiden Weltkriege und die Inflation in den 1920er Jahren führten dazu, dass die Baur’sche Stiftung die meisten der vorhandenen Einrichtungen verlor. Das Vermögen der Stiftung wurde durch den Währungsverlust so geschmälert, dass fast alle Grundstücke und Gebäude veräußert werden mussten.

Nach 1945 wurden die beiden Gebäude an der Thedestraße/Virchowstraße übergangsweise zur Unterbringung von obdachlosen Menschen genutzt. 1956 nahm die Erziehungsberatungsstelle in der Virchowstraße 50 ihre Arbeit auf, die bis heute dort ansässig ist. Seit 1960 wird das Gebäude in der Thedestraße 39 für Berufsförderkurse für Jugendliche genutzt. Seit November 2019 ist hier auch wieder der Sitz der Baur’schen Stiftung, nachdem das Büro von den 50er Jahren an in den Räumen der Gertrud-Stiftung in der Bürgerweide 43b beheimatet war.

Buch zum 200. Stiftungs-Jubiläum

Die Geschichte der Baur’schen Stiftung ist sehr wechselhaft und spiegelt über die zwei Jahrhunderte ihres Bestehens sowohl die Entwicklung Altonas als zunächst eigenständige Stadt, als auch die Situation von Kindern in einem städtischen Armutsgebiet wider. Es lässt sich viel erfahren über das Verständnis von Fürsorge und die ersten pädagogischen Ansätze in diesen Zeiten.
Wer mehr über die Geschichte der Baur’schen Stiftung erfahren möchte, kann diese in der Publikation „200 Jahre zum Wohl von Kindern und Jugendlichen“ – Einblicke in die Geschichte der Baur’schen Stiftung in Altona von 1816–2016 nachlesen. Autorin ist die Historikerin Helga Magdalena Thienel. Das Buch wurde von der Baur’schen Stiftung herausgegeben und ist im VSA Verlag, Hamburg erschienen.

Das Buch können Sie direkt bei der Baur’schen Stiftung zum Preis von 19,80 € zuzüglich Versandgebühren von 2,50 € erwerben. Bestellungen sind möglich per E-Mail unter vorstand@baurschestiftung.de oder per Post an die Baur’sche Stiftung, Thedestr. 39, 22767 Hamburg.

Das Buch ist auch im Buchhandel unter der ISBN-Nr. 978-3-89965-706-7 erhältlich.